Freitag, 8. August 2014

Christenverfolgung im Irak - Schützenbruderstreit in Deutschland

Heute Abend werde ich hemmungslos 'klauen' - und zwar ein Posting, das gleich mehrere Nerven trifft. Es stammt aus einem Forum, und sollte mir die Schreiberin die Erlaubnis geben, werde ich später noch nachträglich verlinken, wo sich das Original befindet:

UPDATE: Mit Erlaubnis der Schreiberin gebe ich nun den Link zur betreffenden Seite im Forum KATHOLON, in dem ihr Originalbeitrag mit zusätzlichen Verlinkungen zu finden ist:
Katholon 
(Bitte etwas nach unten scrollen, zum Beitrag "Spatz" vom 08.08.2014, 16:13 Uhr) 

Nach Mossul ist jetzt Qaraqosh (die grösste christliche Stadt) von den Islamisten erobert worden! 
100.000 auf der Flucht 

Auch Sinjar, eine wichtige Stadt im Siedlungsgebiet der Yeziden ist erobert worden.
Jesiden warnen vor Völkermord im Nordirak


Und was tun wir Christen in Europa? Was tun die Kirchen?
Immerhin, in Frankreich: vom 28. Juli bis 1. August war eine Delegation der katholischen Kirche Frankreichs im Irak, um ihre Solidarität zu bekunden und materielle Hilfe zu leisten, sie besuchten die Städte und Dörfer die inzwischen von den Islamisten erobert wurden. Berichte und Zeugnisse (auf französisch) auf KTOTV


Aber sonst?
Mgr Sako, Patriarch der Chaldäaer, hatte via Kirche in Not International gebeten, weltweit, am 6. August, Fest der Verklärung des Herrn, für den Frieden im Irak zu beten.
Welches Echo hatte das bei den Christen in Europa? In jeder Pfarrei eine Gebetsvigil? Hunderttausende in den Städten auf den Strassen mit Bitt-Prozessionen? Naja, träum mal weiter. Wie sagte Papst Franziskus bereits oft: Eine selbstbezogene Kirche die nur um sich selbst kreist und für das Leiden unempfindlich geworden ist, ist krank. 


Um nicht völlig negativ zu sein, einiges habe ich schon gefunden:
- In der Abtei Hautecombe in Savoyen nehmen vom 4.-10.8. 1500 Jugendliche der Gemeinschaft „Chemin Neuf“ am Festival „Welcome to Paradise“ teil. Sie beten täglich das Vaterunser für den Iraq.
- Via Aleteia wurde im Internet eine Gebetskette eingerichtet an der jeder teilnehmen kann: 

- die Bischöfe von England und Wales unterstützten die Gebetsinitiative vom 6. August.
- in Brüssel nahmen 2000 Personen an einer Solidaritäts-Kundgebung am 6. August teil und am 15. August wird in Belgien eine Spezialkollekte für den Irak organisiert.
- in Mailand veranstalteten junge Christen am 7. August eine Gebetsvigil.
- die österreichischen Bischöfe rufen auf, sich am 8. August am „Tag des Fastens und der Fürbitte“ für die Christen und verfolgten Muslime im Irak zu beteiligen.
- und Deutschland? Auf der Webseite der DBK ist heute eine Pressemitteilung zu finden, ein eher allgemein gehaltener Aufruf zur Solidarität und Spendenbereitschaft und auf katholisch.de auch nur Meldungen zu den Ereignissen im Irak. Aber keine konkrete Aktion. (Es gibt Wichtigeres zu entscheiden, z. B. ob ein Muslim Mitglied in einem katholischen Schützenverein sein darf).
- in Luxemburg ist die Kirche im Zustand der Schockstarre wegen der drohenden Trennung von Kirche und Staat, da kann man gar nix erwarten! 

Bete halt jeder für sich in seinem Kämmerlein und schaue in seinem Geldbeutel ob er noch etwas vom Urlaubsgeld abzwacken kann. Gott ist es schliesslich gleichgültig ob die Gebete geballt oder einzeln zu ihm emporsteigen.
Ach ja, die Tageslesungen heute konnten einen schon umhauen.


Ja, in Deutschland gibt es Wichtigeres als die Christenverfolgung und die Flüchtlingskatastrophe im Irak. Zumindest, wenn man den Onlinemedien glaubt, gab es heute kein drängenderes Thema als den muslimischen Schützenbruder. Und wer meinen Blog kennt, der weiß: Auch ich habe dazu etwas geschrieben. Zwar nur ein Aufreger über den Aufreger, aber, ja, anscheinend hat auch mich dieses Thema heute mehr beschäftigt als die Geschehnisse im Irak.

Ich kann nicht für die anderen reden, sondern nur für mich. Mir ist nach einigem Überlegen klargeworden: Die zeitweise Konzentration auf ein so nahes, so kleines, so nichtiges Thema war eine Ablenkung, ein Nichtdenkenmüssen, ein Wegdenken der Nachrichten, die man seit Tagen aus dem Irak hört, sieht und liest.

Damit macht man es sich aber zu einfach.

Gerade höre ich in den Nachrichten wieder von den heutigen US-Angriffen auf die Stellungen der IS-Terroristen (nein, ich weigere mich, den Standardbegriff vom IS-Kämpfer zu übernehmen) und den Abwürfen von Hilfsgütern für die Flüchtlinge. Es heißt aber auch, dass Amerika nicht vorhabe, sich intensiv einzubringen. Donnerstag hat es eine Dringlichkeitssitzung der UNO gegeben. Man war über die Vorgänge im Irak entsetzt und hat das Vorgehen der IS-Terroristen verdammt. Aha.

In den Nachrichten gerade ist immer 'nur' von den jesidischen Flüchtlingen und Verfolgten die Rede. Die Christen kommen nur im Nebensatz als "und andere verfolgte Gruppen und Minderheiten" vor. Muss man jetzt auch nicht verstehen.

Ob die allgemeine Stille in Deutschland - sowohl in den Kirchen als auch in der Welt - wohl bald lauter wird?

Hier gibt es den Abdruck eines offenen Briefes an die Bundeskanzlerin und den Bundspräsidenten, geschrieben von "Kirche in Not", und basierend auf einem dringenden Appel des chaldäischen Patriarchen (als pdf-Datei hier zu sehen), den dieser gestern schrieb, nur einen Tag nach dem von der Verfasserin des obigen Postings erwähnten Gebetsaufrufes.

Was tun wir? Was können wir tun?

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