Sonntag, 22. Oktober 2017

#metoo - erklärt für Zweifler und Ablehner

Der Hashtag "metoo" (= "ich auch") verbreitet sich derzeit im Internet. Es sind Frauen, die ihn posten. Sie sagen damit: "Ja, auch mir ist das schon passiert."

Mit "das" sind sexuelle Übergriffe gemeint. Und zwar jeder Art.

Nun gibt es - frei nach dem Bibelzitat "Es gibt nichts neues unter der Sonne" - natürlich sofort jene Gegenstimmen, die rufen "Ihr könnt doch nicht solch 'harmlose' Dinge wie eine Hand auf dem Hintern in der vollbesetzten U-Bahn mit einer Vergewaltigung in einen Topf werfen!".

Doch, können wir.

Weil:

Erstens ist beides ein sexueller Übergriff, der die Frau zur verfügbaren "Ware" degradiert.

Zweitens sehe ich den Grabscher durchaus als späteren potentiellen Vergewaltiger. Denn es steckt hinter beiden Taten die gleiche Einstellung.

Aber zurück zu unserem Hastag-Phänomen:

Wozu soll das gut sein? Wird sich am Denken und Handeln der Täter etwas ändern? Daran glaube ich nicht. Ich sehe ja die Reaktionen im Netz, so es denn seitens der Männer überhaupt welche gibt. Sie reichen von Unverständnis bis hin zu klarer Ablehnung.

Doch jetzt dringt eine Tatsäche ins öffentliche Bewusstsein:

Sexuelle Übergriffigkeit ist keine Ausnahme oder Randerscheinung. Sie ist auch nichts, weswegen frau sich fragen müsste "Habe ich etwas falsch gemacht?". Es ist nicht etwa so, dass sie jede Frau treffen KÖNNTE, sondern Tatsache ist, dass jede Frau davon betroffen IST!

Eine Bekannte schrieb, bei ihr hätte es "nur" dazu geführt, dass sie seit ihrer Teenagerzeit keine Schwimmbäder mehr besucht hat.

"Nur"? Eine selbstauferlegte Beschneidung der persönlichen Freiheit, um männlicher Übergriffigkeit zu entgehen, ist keine Lappalie!

Auch die Nonnentracht ist übrigens keineswegs - wie man doch meinen möchte - ein Hindernis für diese gewisse Spezies "Mann".

Warum aber schweigen die meisten Frauen (zumindest bis heute) über all diese Vorkommnisse?

Manche aus Scham (siehe oben: "Habe ich etwas falsch gemacht?"). Oder sie wollen nicht als "verklemmt" dastehen: "Soooo schlimm war es ja vielleicht gar nicht." Oder es ist im Bekannten-/Freundes-/Familienkreis passiert: "Ich will niemanden bloßstellen; das gibt nur Streit und führt zu nichts."

Und natürlich aus Resignation: "Das passiert doch dauernd, und ändern wird sich eh nichts." Und damit haben sie - man muss es klar sagen - sogar leider Recht.

Außerdem haben wir natürlich jene Stimmen, die sagen "Och, was für ein Hype - da sorgen nun zugegeben schlimme Einzelfälle à la Weinstein und Trump dafür, dass die gesamte Spezies Mann an den Pranger gestellt werden soll..."

Ja, ja, die bösen Weinsteins und Trumps... Exklusive Mitglieder im "Club der Einzelfälle e.V.".

Falsch!

So exklusiv, wie manche sich das gerne zurechtdenken würden, ist dieser Club nicht: Jeder notgeil-grapschende Straßenköter ist Mitglied. Der einzige Unterschied: Ihm fehlt die Macht eines Trump oder Weinstein, um seine Frauenverachtung so auszuleben, wie diese "feinen" Exemplare es tun.

Die vielen Anständigen unter den Männern müssen sich jedoch dringend eines stärker bewusst machen:

Schon ihre Mütter waren Opfer sexueller Übergriffe.
Ebenso ihre Ehefrauen, Schwestern, Cousinen, Nichten etc. 

Und wenn sie Töchter haben, so wird auch diesen eines Tages der erste sexuelle Übergriff bevorstehen.

Und es gibt nichts, was sie dagegen tun können.

Außer, bei sich selber und der eigenen Einstellung anzufangen.

Das Schweigen der Anständigen muss aufhören. Und ein Umdenken muss stattfinden in der Bewertung der vermeintlich harmloseren Formen der sexuellen Nötigung.

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